Intrinsische Motivation statt mehr Gehalt

Intrinsische Motivation statt mehr Gehalt

Woran Sie unzufriedene Mitarbeiter erkennen und was Sie Ihnen Gutes tun können

Wenn man Kindern, die gerne malen, eine Belohnung verspricht, wenn sie künftig noch bessere Bilder malen, dann malen sie nach einer Weile weniger gerne und seltener oder nur noch, wenn sie wieder eine Belohnung dafür erhalten. Das beobachteten Wissenschaftler im Rahmen einer Studie, deren Ergebnis als sogenannter Korrumpierungseffekt bezeichnet wird.
Kann man diese Erkenntnis auch auf das Berufsleben übertragen? Bedeutet es, dass man Mitarbeiter nicht durch Geld oder andere Dinge belohnen sollte? Ist es falsch zu glauben, dass Boni und Gehaltserhöhungen die Mitarbeitermotivation steigern?

Petra Lahnstein hat sich diese Thematik einmal näher angeschaut – und kann eines schon jetzt vorwegnehmen: Intrinsische Motivation ist in jedem Fall besser als mehr Gehalt.

Intrinsische Motivation bedeutet, dass eine Person etwas macht, weil sie sich aus sich selbst heraus für etwas interessiert, weil sie neugierig ist auf etwas, weil sie etwas gerne macht, weil es den eigenen Werten entspricht und weil sie die Tätigkeit um ihrer selbst willen machen möchte. „Ich mache es, weil ich es will!“ Dieser Satz umschreibt intrinsische Motivation am einfachsten. Häufig geraten intrinsisch motivierte Menschen durch die intensive Konzentration und das große Involviert sein, dabei in einen Flow, in dem sie alles um sich herum vergessen. Intrinsische Motivation ist im privaten und beruflichen Kontext möglich. Erwachsene können ebenso intrinsisch motiviert sein wie Kinder. So wie die Kinder in der erwähnten Studie oben. Niemand sagte ihnen, dass sie malen sollten, sie malten einfach, weil es ihnen Freude machte. Erst in dem Moment, indem jemand ihnen von außen eine Belohnung fürs Malen versprach, wurde diese intrinsische Motivation durch eine extrinsische Motivation ersetzt. Jetzt malten die Kinder nur noch, damit sie eine Belohnung dafür erhielten. „Ich mache es, weil ich dafür von außen belohnt werde.“

 

„Chef, ich will mehr intrinsische Motivation“
wäre in jedem Fall der bessere Satz als „Chef, ich will mehr Geld!“
                                                                                              Petra Lahnstein

 

„Ich mache meinen Job auch nur, damit ich dafür mit Geld belohnt werde“, mögen sie jetzt vielleicht denken. Aber ist dem wirklich so? Und wenn ja, sind sie sicher, dass sie im richtigen Job sind?
Um diese Fragen beantworten zu können, müssen wir noch einen Schritt zurück gehen.
Verschiedene Studien belegen, dass ein Großteil der Mitarbeiter unzufrieden in ihrem Job sind: 71% aller Mitarbeiter machen nur noch Dienst nach Vorschrift! 14% aller Arbeitnehmer haben ihren Job bereits innerlich gekündigt! 30% aller Fachkräfte verlassen das Unternehmen spätestens nach zwei Jahren! Auch wenn es keine repräsentativen Untersuchungen hierzu gibt, ist davon auszugehen, dass ein Großteil dieser Mitarbeiter mit Boni, Incentives oder zumindest mit Gehaltserhöhungen belohnt wurde, aber trotzdem unzufrieden ist. Ein Umstand, der sich mit der beschriebenen Verschiebung der intrinsischen in die extrinsische Motivation erklären lässt. Zwar sorgt eine Gehaltserhöhung zunächst für Freude und Motivation, dieser Effekt ist jedoch nur kurzfristig. Um langfristig glücklich und zufrieden in seinem Job zu sein, bedarf es jedoch ganz anderer Voraussetzungen. „Chef, ich will mehr intrinsische Motivation“ wäre daher in jedem Fall der bessere Satz als „Chef, ich will mehr Geld!“

 

WAS MITARBEITER WIRKLICH UNGLÜCKLICH MACHT

„Das ist jetzt Chefsache!“, „Das macht so keinen Sinn, aber denen da oben ist das egal!“, „Wir haben wochenlang Überstunden gemacht, damit das Projekt rechtzeitig fertig wird und jetzt wird es einfach gecancelt?“ „Jetzt hat Herr Mustermann schon wieder den ganzen E-Mail Verlauf an einen großen Verteiler geschickt, dabei war das streng vertraulich!“ Vielleicht haben Sie diese oder ähnliche Aussagen schon einmal gehört oder selbst laut ausgesprochen. Es sind solche und ähnliche Verhaltensweisen unserer Kollegen und Vorgesetzten, die für unsere Unzufriedenheit sorgen. Hinzu kommen eine suboptimale Arbeitsorganisation, schlechte Rahmenbedingungen und eine unbefriedigende Kommunikation.
Die Liste der Unzufriedenheit ist lang: Mangelnde Autonomie, Wichtiges nicht selbst entscheiden dürfen, Kontrolle statt Vertrauen, Ineffiziente Meetings, in denen viel geredet und wenig entschieden wird, unklare Entscheidungswege, die zu Zeitverzögerungen und Diskussionen führen, Misstrauen, dass man im Home Office vermutlich Fernsehen schaut oder in der Sonne liegt, statt zu arbeiten, impulsive oder cholerische Eigenschaften von Kollegen oder Vorgesetzten, Machtdemonstrationen und Totschlagargumente. Viele Mitarbeiter beklagen darüber hinaus, dass der oberste Chef für Kunden scheinbar immer Zeit hat, die eigenen Mitarbeiter ihn aber nur selten sehen und dass Kollegen werten, bewerten, verurteilen und lästern. Andere sind enttäuscht, dass sie selbst und ihre Arbeit von anderen kaum wahrgenommen und anerkannt wird oder dass die Meinung von Fachkräften im Unternehmen oftmals von Kollegen untergraben wird, die zwar in einem speziellen Thema keine Experten sind, aber sich einfach besser und lauter verkaufen können.
Wie ist das bei Ihnen? Haben Sie in Ihrem Berufsleben auch schon einmal eine Rolle spielen müssen, anstatt ehrlich und authentisch sein zu können? Sind Ihnen Kollegen begegnet, die statt Wertschätzung durch eine gewaltvolle Kommunikation aufgefallen sind? Kennen Sie Kollegen und Vorgesetzte, die durch Distanziertheit und Gleichgültigkeit auffallen, anstatt durch ein Interesse an positiven Beziehungen innerhalb des Teams? Gab es Situationen, in denen für Sie wichtige Werte von anderen mit Füßen getreten wurden? Wurden auch Sie schon einmal Opfer eines schlechten Führungsstils, von Anweisungen und Kontrolle? Haben Sie das Gefühl, manchmal nicht gesehen oder gehört zu werden? Sind sie genervt von zu vielen Meetings und Videokonferenzen und Kollegen, denen es schwerfällt, ihre Arbeit nach Prioritäten einzuteilen? Kennen Sie Kollegen, die Sie bei einer wichtigen Sache nicht unterstützt haben? Gibt es andere Gründe, weswegen Ihre Stimmung in Ihrem Job innerhalb weniger Sekunden kippen kann?
Hinter all diesen Gründen steht nur eines: Unbefriedigte Bedürfnisse!

 

UNBEFRIEDIGTE BEDÜRFNISSE

Sind Sie im Herbst auch an einem dieser vielen Sonnenblumenfelder vorbeigefahren? Haben Sie gesehen wie schön jede einzelne Sonnenblume gestrahlt hat? Dahinter stecken erfüllte Bedürfnisse: ein gesunder Boden, ausreichend Wasser, Licht und Luft, eine optimale Temperatur und genügend Platz. Nur wenn all diese Bedürfnisse erfüllt sind, kann eine Sonnenblume sich richtig entfalten – überleben kann sie auch, wenn es eng, zu kalt oder zu warm ist. Aber ihre richtige Pracht wird sie erst dann entfalten, wenn all ihre Bedürfnisse erfüllt sind.
Uns Menschen geht das sehr ähnlich. Auch wir haben vielerlei Bedürfnisse, derer wir uns oft nicht einmal bewusst sind. Erst, wenn sie nicht erfüllt sind, bemerken wir, dass etwas nicht stimmt, wir werden unzufrieden, schlecht gelaunt, haben Stimmungsschwankungen oder Gefühlsausbrüche.
Das gilt für unser Privatleben gleichermaßen wie für unser Berufsleben.
Bevor Sie sich das nächste Mal lauthals über das Verhalten eines Kollegen beschweren, Sie sich ihre gute Laune auf der Arbeit verderben lassen oder gar darüber nachdenken wollen, den Job zu wechseln, gehen sie lieber erst einmal auf Entdeckungsreise und schauen sie genau hin: Welche Bedürfnisse haben Sie und welche werden gerade nicht erfüllt? Denn erst wenn wir unsere Bedürfnisse kennen, können wir auch dafür sorgen, dass sie erfüllt werden. Statt uns schlecht zu fühlen, können wir dann im Miteinander gezielte Veränderungen in die Wege leiten. Und erst wenn wir unsere Bedürfnisse kennen, können wir auch selbst dafür sorgen, öfter intrinsisch motiviert zu sein!

 

BASISBEDÜRFNISSE

Wir alle brauchen Sicherheit, wollen verbunden sein, selbstbestimmt sein und entspannt sein. Jeder Mensch hat die gleichen Bedürfnisse, wenngleich in unterschiedlich ausgeprägter Stärke und unterschiedlichem Empfinden, wann ein Bedürfnis erfüllt ist.
Im beruflichen Umfeld sind insbesondere die Basisbedürfnisse Autonomie, Kompetenzerleben und soziale Eingebundenheit relevant.

 

Autonomie

Autonomie meint das Bedürfnis, sich selbst als Verursacher der eigenen Handlung zu erleben. Wenn Sie unzufrieden sind, kann dies beispielsweise daran liegen, dass Sie bei Ihrer Arbeit nicht die Entscheidungen alleine treffen dürfen, die Sie gerne möchten, dass Sie ihre Arbeit nicht selbstständig genug planen und enteilen dürfen, dass Sie selbst gerne mehr Freiheit genießen würden, zu entscheiden, wie sie ihre Arbeit erledigen. Vielleicht würden Sie bei einem bestimmten Projekt lieber mit einer anderen Person zusammen arbeiten, haben aber keinen Einfluss darauf? Auch das weist daraufhin, dass Ihr Autonomie-Bedürfnis nicht erfüllt ist.
Mein Tipp für Leitende Angestellte:
Schaffen Sie eine Arbeitsatmosphäre und Rahmenbedingungen, die Autonomie und Freiheit unterstützen: Meinungsfreiheit, Entscheidungsfreiheit, Gestaltungsfreiheit und Entfaltungsfreiheit, denn sie sorgen für die Steigerung intrinsischer Motivation und dafür für mehr Mitarbeiterzufriedenheit. Zufriedene Mitarbeiter wiederum sind leistungsbereiter, motivierter, engagierter und sogar kreativer und innovativer. Mitarbeiter hingegen, die sich in ihrer Autonomie eingeschränkt fühlen, reagieren in der Regel neben Unzufriedenheit mit Wut.
Zwei Beispiele: Wenn ein Mitarbeiter das Bedürfnis nach Gestaltungsfreiheit hat und es ihm ermöglicht wird, fördert dies die Kreativität. Konkret heißt das zum Beispiel zwar ein bestimmtes Ziel oder eine Vision vorzugeben, dem Mitarbeiter aber freie Hand bei der Art der Umsetzung zu geben. Der Mitarbeiter arbeitet aus eigener Motivation heraus an einem Projekt, findet neue Lösungen und kreative Möglichkeiten, gerät in einen Flow, wodurch wiederum eine größere Wahrscheinlichkeit für Innovation entsteht.
Ein Mitarbeiter, der unzufrieden ist, weil ihm wenig Verantwortung übertragen wird, wird sich bei größerer Verantwortung, mit weniger Kontrolle und mehr Vertrauen und einer größeren Entscheidungsfreiheit, über sich hinaus wachsen und noch bessere Arbeitsergebnisse liefern.

 

Kompetenzerleben

Kompetenzerleben meint das Bedürfnis, sich selbst als kompetent und qualifiziert zu erleben. Die Gewissheit zu haben, die eigenen Stärken, Kenntnisse und Fähigkeiten einbringen zu können und gestellte Aufgaben und Ziele erfolgreich erledigen beziehungsweise erreichen zu können.

Ein Beispiel
Ein Mitarbeiter, der immer wieder an Projekten arbeitet, die kurz vor Ende aus für ihn völlig unerklärlichen Gründen gecancelt werden, kann nur mit Unzufriedenheit reagieren. Da er einerseits den Sinn dahinter nicht versteht und seine Anstrengungen andererseits nicht zu einem guten Endergebnis geführt haben. Selbst wenn er über den gesamten Projektraum hinweg durch eine gute und kompetente Arbeitsweise aufgefallen ist, wird er es selbst nicht so empfinden, da der Ärger über den Abbruch des Projekts überwiegt. Auch Lob und Anerkennung werden in solch einem Fall nur selten ausgesprochen und mögliche Projektfeiern oder Präsentationen entfallen ebenfalls.

Mein Tipp für Leitende Angestellte
Sorgen Sie für gut strukturierte Rahmenbedingungen und Ziele, die zwar herausfordernd, aber erreichbar sind. Denn nur wer nicht über – und nicht unterfordert ist, wird in seiner Arbeit aufgehen, sie im besten Fall intrinsisch motiviert angehen und dadurch zufrieden sein können.
Achten Sie bereits in der Planungs- und Konzeptionsphase darauf, dass die Wahrscheinlichkeit eines vorzeitigen Projektabbruchs so gering wie möglich ist. Geben Sie vielfältige Angebote zur Weiterbildung und bieten Sie Stärkentrainings an, wenn sich Mitarbeiter ihrer Stärken und Potenziale nicht bewusst sind.

 

Soziale Eingebundenheit

Alle Menschen haben das Bedürfnis, sich anderen Menschen zugehörig zu fühlen. Das gilt für das Privatleben ebenso wie für das Berufsleben. Ein wertschätzendes, zugewandtes und positives Miteinander ist für die Zufriedenheit am Arbeitsplatz Gold wert. Denn positive Beziehungen geben Sicherheit. Umgekehrt sorgt ein (Arbeits-)Umfeld, in dem man sich nicht wohlfühlt, in dem man im schlimmsten Falle belächelt, ausgegrenzt oder gemobbt wird, für Missmut und Angstgefühle, nicht zuletzt auch, weil man nicht weiß, ob man sich im Fehlerfall auf die Integrität des Chefs und die Unterstützung der Kollegen verlassen kann.
Sie haben das Gefühl, dass die Kollegen über Sie lästern, wenn Sie nicht im Raum sind? Dann steckt ein Mangel an sozialer Eingebundenheit dahinter. Erst wenn es gelingt, dieses Bedürfnis zu stillen, werden Zufriedenheit und intrinsische Motivation wieder Platz finden in Ihrem Berufsalltag.

Mein Tipp für Leitende Angestellte
Schaffen Sie ein angenehmes Umfeld in Ihrer Abteilung, indem es ihren Mitarbeitern leicht fällt, offen, wertschätzend und warmherzig miteinander umzugehen und einander ehrlich zu begegnen. Sehen Sie über Ausgrenzungen und Flurgetuschel nicht hinweg, sondern bieten Sie einen Raum, um diese Themen anzusprechen. Geben Sie emotionale Unterstützung, bauen Sie echte und authentische, positive Beziehungen zu Ihren Mitarbeitern auf und geben Sie altmodische Glaubenssätze auf, dass ein Chef mit seinen Angestellten nur über Berufliches und Fachliches sprechen darf. Emotionale Bindungen zwischen Kollegen und zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern, sind ein wichtiger Baustein eines Unternehmenserfolgs. Echte Teamarbeit fängt nicht in Teambuildings an, sondern in der Art der Kommunikation. Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Mitarbeiter und fördern sie gezielt Zusammenhalt, Verständnis und ein Miteinander.


Transparenz und persönliches Wachstum

Weitere wichtige Bedürfnisse im beruflichen Umfeld sind persönliches Wachstum, also die Möglichkeit, sich innerhalb des Berufs weiterzuentwickeln, etwa durch neue Aufgaben, Herausforderungen oder Weiterbildungen. Von Mitarbeitern häufig genannte Gründe für Unzufriedenheit sind mangelnde Transparenz, etwa wenn man nicht oder nicht rechtzeitig alle Informationen erhält, um seine Arbeit bestmöglich erledigen zu können oder man das Gefühl hat, dass Kollegen oder Vorgesetzte wichtige Informationen bewusst vorenthalten. Die Arbeitsinhalte selbst und einen Sinn in der Arbeit zu finden, stehen ebenfalls weit oben auf der Liste der Unzufriedenheit. Sieht man zu wenig Aufstiegschancen und Möglichkeiten im eigenen Job oder empfindet man das gezahlte Gehalt als nicht angemessen, bleiben weitere Bedürfnisse unerfüllt.
An dieser Stelle sind wir wieder bei der Ausgangsfrage: Ist es falsch zu glauben, dass Gehaltserhöhungen und Boni die Mitarbeitermotivation steigern?

 

GELD ALLEIN MACHT NICHT GLÜCKLICH

Geld allein macht nicht glücklich. Diese Erkenntnis ist nicht neu, dennoch kann man vielfach beobachten, dass leitende Angestellte die Unzufriedenheit in erster Linie monetär zu erfüllen zu versuchen. Kein Wunder, so werden Gehaltswünsche seitens der Angestellten zumeist auch schneller, deutlicher und häufiger geäußert, bevor auch nur einer der vielen anderen Gründe, die für die eigene Unzufriedenheit führen, angesprochen würde. Die Gründe hierfür mögen mannigfaltig sein – ein Dilemma ist es allemal.
Manch einer mag eine Gehaltserhöhung gar als Schmerzensgeld für unerfüllte Bedürfnisse in Form von bestimmten oben erwähnten Verhaltensweisen und Rahmenbedingungen sein. Eine gute Lösung ist jedenfalls nicht.
Mein klares Credo an Mitarbeiter und Vorgesetzte lautet an dieser Stelle eindeutig: Sprecht mehr miteinander! Und zwar echt, ehrlich, emotional, empathisch, engagiert, einladend, ermutigend.
Findet heraus, warum eine Unzufriedenheit entstanden ist und sorgt gemeinsam für eine Arbeitsumgebung, die Freude schafft und intrinsische Motivation begünstigt.
Und wenn es dann zusätzlich noch eine Gehaltserhöhung oder einen Bonus gibt – und zwar im besten Falle nicht als extrinsische Motivation verstanden, sondern so, dass der Mitarbeiter erkennt, dass er aufgrund seiner guten Leistung (die hoffentlich einen Flow geschaffen und eine intrinsische Motivation begünstigt hat) eine monetäre Anerkennung erhält, dann bin auch ich als Trainerin für mehr Wohlbefinden in Unternehmen mehr als zufrieden.

 

Wissenswert

Korrumpierungseffekt

Belohnt man Menschen für eine Tätigkeit, die sie ursprünglich intrinsisch motiviert und mit Freude ausgeführt haben, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass diese Personen diese Tätigkeit anschließend seltener, mit weniger Freude und meist nur noch gegen Belohnung ausführen.
Hintergrund ist die Verlagerung der intrinsischen Motivation (Ich tue es, weil ich es will) in eine extrinsische Motivation (Ich tue es, weil andere es von mir erwarten). Der Mensch verliert dabei das Gefühl, selbstbestimmt zu handeln und fühlt sich meist sogar kontrolliert.
Im Arbeitsumfeld können dies beispielsweise Vorgesetzte sein, die die Arbeit ihrer Mitarbeiter kontrollieren oder gar regelrecht überwachen. Experten zufolge wird dabei nicht nur die intrinsische Motivation gesenkt, darunter leiden auch die kognitive Flexibilität und die Kreativität.
Eine monetäre Belohnung schränkt hingegen nur dann die intrinsische Motivation ein, wenn die Belohnung eine kontrollierende Rolle hat. Beurteilt die Belohnung jedoch eine konkrete Leistung und hat dadurch einen informativen Wert, der es dem Empfänger ermöglicht, seine Leistung selbst besser einschätzen zu können (Kompetenzerleben), bleibt die intrinsische Motivation unberührt.
Der Korrumpierungseffekt tritt nur bei angekündigter Belohnung auf, nicht aber bei unangekündigter Belohnung. Im schulischen Umfeld etwa, wenn man einem Schüler vor einer Arbeit eine Belohnung verspricht, wenn es sich mehr anstrengt und eine bessere Note schreibt sowie im beruflichen Kontext, wenn man beispielsweise einen Bonus verspricht, wenn man sich mehr anstrengen soll, um mehr Kunden zu akquirieren als im Vorjahr.
Neben Belohnungen vermindern und verhindern auch andere Faktoren wie Zeitdruck, Bewertungen und (die Androhung) von Bestrafung die intrinsische Motivation.

Bildquellen
@Depositphotos.com – sakkmesterke
@Depositphotos.com – DmitryPoch

 

Autorin: Petra Lahnstein, Trainerin “Wachstum durch Wohlbefinden in Unternehmen”, Redakteurin und Buchautorin, Glückscoach

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im TOP Magazin Koblenz.

ICH BIN DANN MAL IM FLOW

ICH BIN DANN MAL IM FLOW

Wie Sie Stress abbauen, neue Motivation finden und alles um sich herum vergessen

Wann haben Sie das letzte Mal etwas gemacht, bei dem Sie alles um sich herum vergessen haben? Etwas, das Ihnen scheinbar mühelos gelang, sie aber dennoch gefordert hat.
Eine Tätigkeit, auf die Sie sich konzentriert und dabei höchste Freude empfunden haben.
Etwas, bei dem Sie nicht nur Raum und Zeit, sondern auch ihre Sorgen völlig vergessen konnten. Etwas, von dem Sie wussten, dass Sie dafür weder Geld, noch Anerkennung bekommen würden. Sie haben es einfach getan, weil Sie es tun wollten und sich dabei großartig gefühlt.
Willkommen in der Welt des FLOWS! Einer Welt, die das Leben lebenswerter und glücklicher macht.

„Wenn ich tanze, vergesse ich alles um mich herum. Ich konzentriere mich auf mich, auf meinen Partner, auf die Musik, den Raum und meinen Körper. Es geht es um das Hier und Jetzt, um den Moment, das berauschende Gefühl, ganz bei der Sache zu sein und dabei, Zeit und Raum zu vergessen!“
Melanie C., 38, Tänzerin

Der Flow ist Lob genug
Ein Mensch, der im Flow ist, benötigt kein Lob von außen, weil er das Gefühl hat, dass die Aktivität an sich eine Belohnung ist. Wer in einen Flow gerät, macht diese Tätigkeit in der Regel aus eigenem Antrieb, aus sich selbst heraus und nur für sich selbst – man spricht auch von Intrinsischer Motivation.

Herausforderung ohne zu überfordern
Wichtig ist, dass die Tätigkeit herausfordernd ist aber weder überfordert noch unterfordert und man die eigenen Fähigkeiten dabei erweitert. Nur dann befindet man sich im sogenannten Flow-Kanal und ist ideal vor Stress, Langeweile, Depression und Gleichgültigkeit geschützt.

Warum es so gut tut
Wer einmal im Flow war, will es immer wieder sein. Denn im Flow-Zustand entstehen gute Gefühle wie Freude, Hochstimmung, Stärke, Zufriedenheit und Entspannung. In zahlreichen Interviews berichteten die Befragten unabhängig von der Art der Tätigkeit von einer starken Konzentration und Fokussierung und dem Gefühl, die eigene Handlung beherrschen und erfolgreich sein zu können (Handhabbarkeit). Eine Veränderung des Zeiterlebens sorgt darüber hinaus dafür, dass plötzlich Stunden in scheinbaren Minuten vergehen und man unter Umständen sogar Essen und Trinken völlig vergisst.
Menschen im Flow sind im Hier und Jetzt, reflektieren ihre Tätigkeit nicht mehr, sondern verschmelzen mit ihr und gehen völlig in ihr auf.

Lust auf Leistung
Auch nach dem Flow sind die positiven Eigenschaften noch spürbar: So wirken Flow-Erlebnisse auch im Nachhinein motivierend, belebend und führen zu langanhaltender Freude. Erfreulich ist außerdem, dass Menschen, die einen Flow erlebt haben, sich gerne erneut neuen herausfordernden Aufgaben stellen. Nicht zuletzt deshalb empfiehlt es sich auch und gerade im beruflichen Kontext Flow-Erlebnisse zu ermöglichen.

„Flow tritt dann ein, wenn Anforderungen und Fähigkeiten auf einem hohen Niveau liegen und Menschen die Möglichkeit haben Fähigkeiten zu erweitern.“
Mihaly Csikszentmihalyi, Glücksforscher

Glück ist Flow
Im Flow lebt es sich am gesündesten: Experten gehen davon aus, dass sich Flow-Erlebnisse wohltuend auf unsere Psyche und allgemeine Zufriedenheit auswirken. Natürlich kann man nicht dauerhaft im Flow sein, dennoch tun wir gut daran, uns immer wieder Herausforderungen zu suchen, die wir meistern wollen und können.
Studien haben ergeben, dass Flow-Erlebnisse nicht zuletzt als Burnout- und Bore-Out-Prophylaxe verstanden werden können. Denn wer Freude hat an den Dingen, die er aus Eigenmotivation tut und sich dabei weder gestresst noch gelangweilt fühlt, wird seltener in eine Depression verfallen.

„Flow bezeichnet einen Zustand des Glücksgefühls, in den Menschen geraten, wenn sie gänzlich in einer Beschäftigung »aufgehen«. Entgegen ersten Erwartungen erreichen wir diesen Zustand nahezu euphorischer Stimmung meistens nicht beim Nichtstun oder im Urlaub, sondern wenn wir uns intensiv der Arbeit oder einer schwierigen Aufgabe widmen.“
Mihaly Csikszentmihalyi

Flow erleben – So geht‘s
Zwar lassen sich Flow-Erlebnisse nicht erzwingen, aber man kann sie begünstigen, in dem man optimale Voraussetzungen dafür schafft.

Tipps
Überlegen Sie sich, was Sie tun wollen und welche Herausforderung Sie meistern möchten.
Setzen Sie sich klare und naheliegende Ziele, bei denen während und nach des Flows unmittelbare Teilerfolge sichtbar, spürbar, hörbar werden.
Bauen Sie keinen unnötigen Druck auf, denken Sie daran: Der Weg ist das Ziel!
Suchen Sie sich eine Herausforderung, die Sie meistern können, ohne sich zu überfordern.
Schaffen Sie sich eine gute Umgebung in Bezug auf Raum, Platz, Materialien, Licht, Temperatur etc.
Minimieren Sie Unterbrechungen (Handy ausschalten, Bitte-nicht-stören-Schild etc.).
Planen Sie genug Zeit ein (ein Flow dauert gerne länger als man denkt).
Stimmen Sie Ihre Flow-Erlebnisse mit Ihren eigenen Fähigkeiten und Charakterstärken ab (Sorgen Sie dafür, dass Sie etwas tun, dass Sie gut können und gerne machen)
Seien Sie offen, neugierig und aufmerksam, um neue Ideen für neue Flow-Erlebnisse zu entdecken

„Ich mag es, wenn eine Aufgabe komplex ist und sie mich so fordert, dass ich dabei komplett in die Anforderung eintauche bis sie gelöst ist.“
Sven S, 42

Gute Flowtätigkeiten
Das regelmäßige Training in einer bestimmten Sportart, das Einüben eines Musikstücks auf einem Instrument, das Erschaffen eines Kunstwerks, eines Möbelstücks oder einer Dekoration, das Schreiben einer Geschichte oder eines Buches, strategische Denkaufgaben- und Spiele, die Vorbereitung eines Workshops und vieles mehr. Jeder Mensch hat andere Präferenzen und Möglichkeiten, um in einen Flow zu kommen.
In unserer Bilder-Strecke möchten wir Ihnen einige Sportarten, Hobbies und Tätigkeiten vorstellen. Wer weiß, vielleicht entdecken Sie ja eine neue spannende Herausforderung für sich? Dann viel Spaß im FLOW!

„Die weltweit am häufigsten genannte flow-bewirkende Aktivität ist das Lesen eines guten Buches: Der Leser vertieft sich so in die handelnden Personen und ihre Schicksale, dass er sich selbst darüber vergisst.“
Mihaly Csikszentmihalyi

Was ist Flow?
Flow bezeichnet einen Zustand des Glücksgefühls, in den Menschen geraten, wenn sie gänzlich in einer Beschäftigung »aufgehen«. Entgegen ersten Erwartungen erreichen wir diesen Zustand nahezu euphorischer Stimmung meistens nicht beim Nichtstun oder im Urlaub, sondern wenn wir uns intensiv der Arbeit oder einer schwierigen Aufgabe widmen.

Wissenschaftlicher Hintergrund
Der Glücksforscher Mihaly Csikszentmihalyi hat den FLOW-Begriff geprägt. Er beobachtete unter anderem Extremsportler und Künstler, bei denen in diesem mentalen Zustand offensichtlich das Fühlen, das Wollen und das Denken in völliger Übereinstimmung waren. Dabei entdeckten er und sein wissenschaftliches Team sogar, dass manch ein Künstler zwar während der Schaffensphase voll in seiner Arbeit aufging und dabei große Freude empfand, aber dem Objekt unmittelbar nach Fertigstellung kaum noch Beachtung schenkte.

Literaturtipp

Flow – Das Geheimnis des Glücks, Mihaly Csikszentmihalyi, Klett-Cotta Verlag

 

Bildquelle: @Depositphotos.com – Kzenon

Autorin: Petra Lahnstein, Trainerin „Wachstum durch Wohlbefinden in Unternehmen“, Redakteurin und Buchautorin, Glückscoach

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im TOP Magazin Koblenz. 

Wie mehr psychologisches Wohlbefinden für mehr unternehmerisches Wachstum sorgt

Wie mehr psychologisches Wohlbefinden für mehr unternehmerisches Wachstum sorgt

Im Oktober 2020 hat die Bundesregierung die „Offensive Psychische Gesundheit“ gestartet, um psychischen Belastungen am Arbeitsplatz mehr Bedeutung und Aufmerksamkeit zu schenken. Die eindeutige Empfehlung ist, die betriebliche Ausgangssituation zu beurteilen, sogenannte Gefährdungsbeurteilungen zu erarbeiten und gegebenenfalls aktiv etwas für das psychische Wohlbefinden der Mitarbeiter zu tun.

Die Zahl der Krankschreibungen wegen psychischer Probleme hat sich in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdreifacht! Komplexere Job-Anforderungen, die Digitalisierung und mit ihr einhergehende Veränderungsprozesse, ein größerer Wettbewerbsdruck, das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Generationen und deren Werte- und Job-Vorstellungen, höhere Lebenshaltungskosten und zusätzliche Belastungen durch Krisen und Pandemien – die Ursachen für die seit Jahren steigenden psychischen Belastungen am Arbeitsplatz sind vielfältig.  Hinzu kommt eine Vielzahl von Ursachen, die im privaten Umfeld für Stress, Sorgen und psychologisches Unwohlsein führen und sich negativ auf die Belastbarkeit und Motivation im Berufs- und Privatleben auswirken.

Innerlich gekündigt
Neueste Studien zeichnen ein trauriges Bild der Arbeitswelt in Deutschland mit weitreichenden Folgen. 71% aller Mitarbeiter machen nur noch Dienst nach Vorschrift, 30% aller Fachkräfte verlassen das Unternehmen spätestens nach zwei Jahren, 14% aller Arbeitnehmer haben ihren Job bereits innerlich gekündigt, 50% oder mehr Krankschreibungen haben einen psychologischen bzw. psychosomatischen Hintergrund, 5 Millionen Menschen sind so unzufrieden, dass sie am liebsten sofort kündigen würden.

Verheerende Folgen
Weniger Motivation, ein geringeres Engagement, weniger Belastbarkeit, mehr Stress, weniger Leistungsfähigkeit, häufigere und längere Krankmeldungen, eine höhere Fluktuation und ein schlechtes Betriebsklima – die kurz- und mittelfristigen Folgen für fehlendes Wohlbefinden am Arbeitsplatz sind für jeden einzelnen Mitarbeiter gravierend. Langfristig spürt auch das Unternehmen deutlich die Folgen: Weniger Effizienz, schlechtere Projektergebnisse und weniger Innovation können für einen geringeren wirtschaftlichen Erfolg und eine schlechtere Marktposition sorgen. Wenn eine hohe Unzufriedenheit herrscht, leidet darüber hinaus oftmals der Ruf eines Unternehmens, wodurch  es für das Unternehmen zunehmend schwieriger werden kann, neue Positionen zu besetzen. 

Kostenloses Obst reicht nicht aus
Gute Projektergebnisse, Innovation und Erfolg hängen maßgeblich von der Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter ab, das ist längst kein Geheimnis mehr. Und so wundert es nicht, dass viele Unternehmen mit unterschiedlichsten Mitteln auf die oben beschriebene Problematik reagieren: Kostenloses Obst, vergünstigte Mitgliedschaft im Sportstudio oder andere Gesundheits-Goodies auf der einen Seite, höhenverstellbare Schreibtische, modernste Smartphones und Zweitbildschirme auf der anderen Seite. Umstrukturierungen, das Formulieren einer Vision und Mission des Unternehmens, die Beschäftigung mit Unternehmenswerten sowie neue PR- und Marketingmaßnahmen nach innen und außen werden ebenfalls im Kampf gegen Unwohlsein eingesetzt. Im besten Falle dürfen sich Mitarbeiter auf flexiblere Arbeitszeiten oder höhere Boni und Gehälter freuen. Dies alles kann die  (Arbeitsplatz)-Zufriedenheit steigern, an den Kern der Sache für mangelndes Wohlbefinden gelangen sie jedoch meist nicht. 

Psychologisches Wohlbefinden
Die Zusammenhänge zwischen dem Wohlbefinden der Mitarbeiter und dem Erfolg eines Unternehmens werden seit einigen Jahren intensiv erforscht. Wichtigste Erkenntnis: Während viele Unternehmen sich in erster Linie um die Steigerung des subjektiven Wohlbefindens bemühen, kann nur die Steigerung des psychologischen Wohlbefindens langfristige Zufriedenheit schaffen.
Worin unterscheidet sich aber das eine vom anderen?
Subjektives Wohlbefinden beschreibt die Zufriedenheit mit einzelnen Lebensbereichen wie die Zufriedenheit mit der Wohnsituation, Familienverhältnisse, Partnerschaft, Freunde, Einkommen, Beruf und Arbeitsplatz, Gesundheit etc. Es geht um das Vorhandensein positiver Emotionen und Stimmungen bzw. die Abwesenheit negativer Stimmungen.
Subjektives Wohlbefinden findet aber keine Antworten darauf wie viel Sinn der Mensch in seinem Leben und seinen Tätigkeiten findet, wie viel er sich selbst zutraut, in welchem Maß er sich selbst achtet, wie wohl er sich in Familie-, Freundes- und Kollegenkreis fühlt und wie zufrieden er mit sich und seiner persönlichen Entwicklung ist.
Psychologisches Wohlbefinden entsteht, wenn Menschen ihr eigenes Potenzial voll ausschöpfen, ihrer eigenen wahren Natur nachgehen, sich selbst realisieren und persönlich wachsen können. Wenn das, was sie (am Arbeitsplatz) tun für sie wertvoll und in Übereinstimmung mit ihrem wahren Selbst ist.
Dabei gibt es sechs Faktoren für psychologisches Wohlbefinden: Freiheit, Sicherheit, Sinn, Selbstakzeptanz, Persönliches Wachstum und Umweltbewältigung.

Freiheit-Sicherheit-Sinn
Freiheit bzw. Autonomie, Sicherheit und Sinn zählen zu den drei psychischen Grundbedürfnissen. Daher gilt es als besonders wichtig, Spannungen in den eigenen Lebens- und Arbeitsbereichen zu entdecken und gegebenenfalls wieder ein Gleichgewicht herzustellen. Denn nur dann kann man zufrieden und glücklich sein. Diese sogenannte Selbstaktualisierung kann mithilfe eines Coachings gelingen – außerhalb eines professionell angeleiteten Trainings kann man sich zunächst selbst Fragen stellen wie „Kenne ich meine Bedürfnisse?“ oder „Stimmt es so wie es ist?“

Freiheit / Autonomie
Freiheit schafft Wohlbefinden. Was genau bedeutet das im Arbeitsumfeld?
Neben Entscheidungsfreiheit spielen Entfaltungs-und Gestaltungsfreiheit sowie Meinungsfreiheit eine wichtige Rolle.
Ein Beispiel: Wenn ein Mitarbeiter von seinem Vorgesetzen keine Verantwortung übertragen bekommt, obwohl er dies gerne möchte, wenn er Dinge nicht selbst entscheiden darf, obwohl sie in seinen Kompetenzbereich fallen, dann entsteht schnell das Gefühl, dass sein Chef ihm weder vertraut noch für fähig hält. Dies wiederum führt zu Unzufrieden und Unwohlsein, im schlimmsten Fall sogar zu Wut. Ein Mitarbeiter hingegen, dem etwas zugetraut wird, der wächst oftmals über sich hinaus und ist hoch motiviert.
Im Bereich der Meinungsfreiheit gilt es, sich darauf zu besinnen, dass Skeptiker, die gerne mal als Nörgler oder Miesepeter bezeichnet werden, in Wirklichkeit wichtige Qualitätssicherer sind. Stärken trainieren und Potenziale entfalten – Das ist das wichtigste Credo im Bereich Gestaltungs- und Entfaltungsfreiheit. Denn nur dann können verborgene Talente und Fähigkeiten entdeckt und bestmöglich für das Unternehmen eingesetzt werden. Ein weiterer Tipp für Führungskräfte: Lassen Sie Kreativität und andere Vorgehensweisen zu – nur weil ein Mitarbeiter etwas anders macht, als Sie es tun würden, heißt es nicht, dass es schlechter ist.

Sicherheit
Positive Beziehungen geben Sicherheit. Empfindet ein Mitarbeiter die Beziehungen zu Vorgesetzten und Kollegen nicht als positiv, entsteht schnell Missmut, Unsicherheit und Angst. Das ist der Grund, warum es so wichtig ist, positive soziale und emotionale Beziehungen im Team aufzubauen und eine Kultur zu entwickeln, in der man sich gesehen, verstanden und geborgen fühlt.
Beispiel: Wenn ein Mitarbeiter keine Angst davor hat, einen Fehler zu machen, weil er weiß, dass der Vorgesetzte mit ihm problemlösend und verständnisvoll darüber sprechen wird, wird couragierter und letztlich innovativer denken und arbeiten. Wer hingegen fürchten muss auf Unverständnis, Beschimpfungen und Abwertungen à la „Habe ich mir doch gleich gedacht, dass Sie das nicht hinbekommen“ zu stoßen, der steht unter Stress und Druck, was letztlich zu weniger Motivation und Belastbarkeit führen kann.

Sinn
Nicht jeder muss in seinem Job die Welt retten oder die Meere von Plastik befreien – und dennoch sehnen wir uns alle nach Sinn. Dabei beginnt Sinn mit Verstehen und Identifikation. Unternehmen, denen es gelingt, nicht nur die Philosophie als Ganzes, sondern auch die Sinnhaftigkeit jedweder Tätigkeit plausibel zu machen, darf sich auf zufriedene Mitarbeiter freuen. Umgedreht ist es kein Wunder, wenn Mitarbeiter sich fragen, ob der Job noch Sinn für sie macht, wenn in der Chefetage immer wieder Entscheidungen getroffen werden, die nicht nachvollziehbar sind.
Beispiel: Ein Mitarbeiter hat mit Hochdruck an einem Projekt gearbeitet und dabei nicht nur viel Herzblut, sondern auch Zeit in Form von etlichen Überstunden investiert. Kurz vor Projektabschluss erhält er die Information, dass das Projekt gecancelt wurde. Weil eine Begründung fehlt, der Mitarbeiter keinen Sinn in dieser Entscheidung sieht und dies bereits zum wiederholten Male so passiert, entscheidet sich der Mitarbeiter traurig und frustriert ab sofort für Dienst nach Vorschrift.

Selbstregulation
Selbstakzeptanz, Persönliches Wachstum und Umweltbewältigung zählen zu den weiteren Faktoren für psychologisches Wohlbefinden. Sie helfen bei der Beantwortung der Frage: „Was kann ich tun bzw. was muss ich verändern, damit ich mich (wieder) wohlfühle?“

Selbstakzeptanz
Selbstakzeptanz ist eine wichtige Voraussetzung, um mit anderen gut umgehen zu wollen und zu können – das gilt für das Privatleben ebenso wie für das Verhalten im Job. Dabei hilft es, seine Stärken zu kennen und alte Verletzungen und Themen aufzuarbeiten, um ganz im Hier und Jetzt zu sein. Selbstakzeptanz schafft Wohlbefinden auch im Job: Wer mit sich selbst zufrieden ist, geht unvoreingenommener auf andere zu und hat den Kopf frei für anspruchsvolle berufliche Herausforderungen.

Persönliches Wachstum
Es ist uns Menschen in die Wiege gelegt, dass wir Neues lernen wollen. Vorausgesetzt die Bedingungen und Anforderungen entsprechen unseren Vorstellungen. Unternehmen sei es daher ans Herz gelegt, dafür zu sorgen, dass ihre Mitarbeiter an neuen Herausforderungen wachsen können. So dass sie selbst Verantwortung übernehmen, bewusst Entscheidungen treffen, nach neuen Stärken streben und Visionen entwickeln wollen. Weitere Vorteile eines Coachings im Bereich Persönlichkeitsentwicklung: Wer seinen Charakter weiterentwickelt wird resilienter gegenüber widrigen Umständen und schwierigen Herausforderungen, kann Ziele besser formulieren und umsetzen, wird mutiger Verantwortung übernehmen und mit mehr Zuversicht neue Aufgaben angehen.

Umweltbewältigung
Mit dem Verhalten anderer besser umgehen lernen, Kollegen und deren Meinung zu akzeptieren, ohne es immer verstehen zu müssen und erkennen, dass die eigenen Werte nicht zwingend die Werte anderer sind. Der sechste Faktor psychologischen Wohlbefindens hat auf die Zusammenarbeit im Team einen besonders großen Einfluss. Im Coaching geht es oftmals um Selbstregulation, die Förderung von Empathie und darum negative Glaubenssätze aufzulösen und in positive Affirmationen umzuwandeln. Dinge, die für mehr Wohlbefinden des Einzelnen und der Gruppe sorgen.

Zufriedenheit macht belastbarer
Zufriedene Mitarbeiter sind nachweislich kreativer, lösungsorientierter und motivierter. Sie sind belastbarer, engagierter, leistungsfähiger, sozialer, empathischer und gesünder! Wem es gelingt, diese neuesten Erkenntnisse verschiedener Wissenschaften anzuwenden, darf sich auf eine Positivspirale freuen – beruflich und privat!

Erfolg braucht motivierte Mitarbeiter
„Ich kann mich jetzt nicht auch noch um die Psyche meiner Mitarbeiter kümmern – wo soll ich da anfangen – wo soll das enden?“ So oder so ähnlich mag manch ein Geschäftsführer früher gedacht haben. Inzwischen ist das Bewusstsein in einem Großteil der Chefetagen längst anders. Mitarbeiterzufriedenheit wird als das verstanden, was es ist – ein Wettbewerbsvorteil und eine gute Investition in die Zukunfts- und Innovationsfähigkeit eines Unternehmens.
Coaching wird dabei als wirksames Instrument geschätzt: Aktuellen Befragungen zufolge investieren rund 70 Prozent aller Unternehmen mit einer Größe über 50 Mitarbeiter in Coaching. Während in den vergangenen Jahrzehnten vor allem Geschäftsführer und leitende Angestellte in den Genuss kamen, sind seit einigen Jahren auch Mitarbeitercoachings-, Trainings und Workshops auf dem Vormarsch.

„Durch Mitarbeiter-Coaching, ist es uns gelungen,
eine bessere Generationenverbindende Kommunikations- und Unternehmenskultur aufzubauen.“
Andreas R., 56, Unternehmer

„Wir haben im Rahmen der Digitalisierung erstmals auf umfangreiche Mitarbeitercoachings gesetzt und sind überwältigt von den Ergebnissen!“
Nicole H., 47, Personalleiterin


Trauriges Bild der Arbeitswelt in Deutschland

  • 71% aller Mitarbeiter machen nur noch Dienst nach Vorschrift!
  • 30% aller Fachkräfte verlassen das Unternehmen spätestens nach zwei Jahren!
  • 14% aller Arbeitnehmer haben ihren Job bereits innerlich gekündigt!
  • 50% oder mehr Krankschreibungen haben einen psychologischen bzw. psychosomatischen Hintergrund!
  • 5 Millionen Menschen sind so unzufrieden, dass sie am liebsten sofort kündigen würden.

Zufriedene Mitarbeiter sind …

  • engagierter & motivierter
  • kreativer & lösungsorientierter
  • belastbarer & leistungsfähiger
  • sozialer & empathischer
  • gesünder & aktiver

 

Coaching
Während der Begriff des Coachings früher als Methode verstanden wurde, um in Krisen besser zu agieren und um Menschen gezielt weiterzuentwickeln, um erfolgreicher und produktiver zu werden und dadurch ihre Ziele besser zu erreichen, wird Coaching heute viel weiter gefasst.
Coaching lässt wachsen und reifen, verbindet und erweitert, sorgt für Erkenntnisse und bewusste Veränderung. Dabei kann es um eine fachliche oder persönliche Weiterentwicklung gehen. Im Coachingprozess können Ziele und Herzenswünsche entwickelt werden – dies ist aber keine zwingende Voraussetzung.
Es gibt zahlreiche Coachingansätze, die auf unterschiedlichsten Erkenntnissen der Psychologie, der Glücksforschung, der Sozialforschung und der Pädagogik beruhen.

 

Autorin: Petra Lahnstein, Trainerin „Wachstum durch Wohlbefinden in Unternehmen“, Redakteurin und Buchautorin, Glückscoach

Zuerst erschienen in TOP Magazin Koblenz.

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