Die Macht positiver Emotionen im Business

Die Macht positiver Emotionen im Business

Warum es sich lohnt, gute Gefühle am Arbeitsplatz gezielt zu verstärken.

Mehr Energie, mehr Motivation, mehr Denkvermögen – und in der Folge bessere Ergebnisse, bessere Problemlösungen, bessere Projektabschlüsse. Positive Emotionen am Arbeitsplatz gezielt zu verstärken, lohnt sich immer. Das wurde in den letzten Jahren nicht nur mehrfach wissenschaftlich bestätigt – auch vielerlei Praxiserfahrungen zeigen, dass das Verstärken von positiven Emotionen zu verbesserten Resultaten am Arbeitsplatz führt.

Zielgerichtetes Arbeiten, bessere Strategien, mehr Kreativität – positive Emotionen haben eine erweiternde, zukunftsgerichtete Qualität und helfen den Mitarbeitern dabei, Ziele und Projektergebnisse planvoll und optimistisch anzusteuern. Führungskräfte, die positiven Emotionen bewusst Raum geben, sie etablieren und vorleben, können soziale Bindungen untereinander stärken, Ressourcen wie Selbstwirksamkeitserwartung aufbauen und die Zukunft des Unternehmens positiv beeinflussen.

Psychologen und Wissenschaftlicher beschreiben weitere positive Effekte, die durch positive Emotionen entstehen: Wir können abstrakter denken, erkennen Zusammenhänge besser, wollen aktiver werden und finden kreativere Problemlösungen, weil sich unsere Wahrnehmung und Aufmerksamkeit erweitert. Dies führt zum Aufbau persönlicher Ressourcen, die für mehr Zufriedenheit, mehr Wohlbefinden, mehr Freude und mehr Erfüllung sorgen und letztlich dadurch sogar die Gesundheit fördern können.

WORUM ES NICHT GEHT
„So ein Kuschelkurs macht bei uns keinen Sinn!“, „Ich kann doch schlechte Leistung nicht positiv bewerten oder weglächeln!“ Solche oder ähnliche kritische Aussagen sind bis heute weit verbreitet. Dabei geht es bei der Etablierung von positiven Emotionen darum gerade nicht.

Es geht vielmehr darum, bewusst Platz für positive Emotionen und positive Rückmeldungen zu machen. Denn bis heute wird in vielerlei Unternehmen nach den Prinzipien agiert: „Geschimpft ist gelobt genug“ oder „Wir sind hier auf der Arbeit und nicht zum Spaß!“
Nun könnte man zum Thema ‚Loben oder Wertschätzung‘ ausdrücken, einen eigenen kritischen Artikel schreiben, der Aussage „Wir sind hier auf der Arbeit und nicht zum Spaß“ kann man jedoch eindeutig und mit einem kurzen Satz entgegnen: Eben doch!

„Die Positive Psychologie widmet einfach mehr Aufmerksamkeit den Höhen und Gelegenheiten, wobei die traditionelle Psychologie schon aus historischen Gründen den negativen Seiten menschlichen Seins mehr Aufmerksamkeit entgegenbringt.“
Prof. Dr. Barbara L. Fredrickson

FREUDE
„Freuden sind unsere Flügel, Schmerzen unsere Sporen.“ Was der deutsche Schriftsteller Jean Paul schon Ende des 18. Jahrhunderts niederschrieb, gilt bis heute. Wer Menschen zum Aufblühen bringen will, wer anderen Flügel geben will, wer andere motivieren will, tut gut daran, Freude, statt Schmerz zu verbreiten. Denn Freude erzeugt Lust, sich zu engagieren.
Barbara Fredrickson, Professorin für Psychologie an der University of North Carolina at Chapel Hill und leitende Wissenschaftlerin am Positive Emotions and Psychophysiology Lab, empfiehlt Unternehmen neben Freude auch gezielt Dankbarkeit, Zufriedenheit, Interesse, Hoffnung, Stolz, Heiterkeit, Inspiration, Ehrfurcht und Liebe zu verstärken.

„Wir gehen davon aus, dass uns Erfolg glücklich machen wird. Das Gegenteil ist mit großer Wahrscheinlichkeit mindestens ebenso richtig: Glücklich sein macht erfolgreich, auch und gerade im beruflichen Umfeld.“
Dr. Nico Rose

WICHTIG – NICHT NICE TO HAVE
Negative Emotionen haben einschränkende, ungünstige Auswirkung auf die Leistung, positive Emotionen verbessern vieles. Schon aus diesem Grund sollten Unternehmen mehr Wert auf die Stärkung positiver Emotionen legen. Insbesondere Führungskräfte können hier als Vorbild dienen. Denn Führungskräfte, die für eine gute Stimmung im Team sorgen, sorgen für ein besseres Arbeitsklima und steigern dabei gleichzeitig die Leistung des Teams! Nicht zuletzt weil wir dann mehr auf das achten, was uns mit Menschen verbindet als auf das, was uns voneinander trennt. Der Wirtschafts- und Organisationspsychologe Dr. Markus Ebner, erklärt in seinem Buch „Positive Leadership“ die Zusammenhänge: „Menschen beeinflussen sich emotional gegenseitig, ob sie wollen oder nicht. Löst die Beeinflussung positive Emotionen aus, kommt es in Arbeitsteams zu einer verbesserten Kooperation, einer Abnahme von Konflikten und einer Steigerung der wahrgenommenen Aufgabenleistung.“
Von positiven Emotionen profitieren nicht nur einzelne Mitarbeiter und Teams, sondern auch das gesamte Unternehmen. Positive Emotionen wirken sich positiv auf den Unternehmenserfolg aus. In Studien konnte deutlich gezeigt werden, dass das Wohlergehen der Mitarbeiter ein Schlüsselfaktor für den langfristigen unternehmerischen Erfolg ist.

„Positive Emotionen im Team sind eine relevante Größe,
auf die Führungskräfte achten sollten!“
Dr. Markus Ebner

NEUE FÜHRUNGSAUFGABE
Führungskräfte sind Vorbilder und sollten sich dessen immer bewusst sein. Weil Emotionen hauptsächlich von oben nach unten fließen, können negative Emotionen der Führungskraft auch beim Mitarbeiter negative Emotionen hervorrufen. Experten gehen sogar davon aus, dass die schlechte Stimmung von Führungskräften nicht nur die Stimmung im Team dämpfen kann, sondern auch Prozesse verlangsamen und Innovation verhindern kann.
Daniel Golemann, der den Bestseller „Emotionale Intelligenz“ verfasst hat und an der Harvard University Klinische Psychologe lehrte, geht davon aus, dass 20-30 Prozent der Leistung eines Unternehmens von der emotionalen Befindlichkeit der Mitarbeiter abhängt. Gut, wenn Führungskräfte darum wissen, positive Emotionen verstärken und ihre eigenen Emotionen regulieren können.
„20-30 Prozent der Leistung eines Unternehmens hängt von der emotionalen Befindlichkeit der Mitarbeiter ab.“
Daniel Golemann

POSITIVE EMOTIONEN SIND ANSTECKEND
Fight, flight or freeze (Kämpfen, fliehen, einfrieren) – Das sind häufige Reaktionen auf zu viele negative Emotionen, auch am Arbeitsplatz. In Zeiten des Fachkräftemangels für Unternehmen noch gefährlicher als je zuvor. Wer die Spirale der Negativität, eine hohe Fluktuation, eine zunehmende Mitarbeiterunzufriedenheit und steigende Krankheitstage durchbrechen will, ist gut beraten, auf positive Emotionen zu setzen. Positive Emotionen haben einen Schneeballeffekt, will heißen: Sie sind ansteckend.
Dr. Markus Ebner beschreibt die Positivspirale, die auf der sogenannten Broaden & Build-Theorie beruht wie folgt: „Menschen werden durch positive Emotionen neugieriger, sind offen für Neues, die Kreativität steigt. Dadurch werden langfristig Ressourcen aufgebaut, die sich wiederum positiv auswirken und weitere positive Emotionen hervorrufen: Eine positive Aufwärtsspirale entsteht!“
Zu diesen Ressourcen zählen beispielsweise soziale Unterstützung und Freundschaften, Optimismus und Resilienz (Widerstandsfähigkeit), Expertenwissen und sogar körperliche Ressourcen wie Gesundheit.

POSITIVE EMOTIONEN ETABLIEREN – SO GEHT‘S

Positive Grundhaltung einnehmen
Eine positive Grundhaltung vermittelt ein gutes Gefühl und verändert das Denken. Führungskräfte, die eine positive Grundhaltung vorleben, können Optimismus und Resilienz ihrer Mitarbeiter stärken und soziale Bindungen der Mitarbeiter untereinander und die Beziehungen zwischen einzelnen Mitarbeitern und ihrem Vorgesetzten verbessern.
Eine positive Grundhaltung vorzuleben, bedeutet, den Fokus auf das Positive zu richten. Hilfreich ist hier beispielsweise die What-Went-Well – Methode. Sprechen Sie häufiger darüber, was gut lief – in dieser Woche, an diesem Tag, in diesem Projekt. Dies eignet sich insbesondere für den Beginn eines Meetings. Wenn Mitarbeiter und Führungskräfte über Erfolgserlebnisse und erfolgreiche Entwicklungen gesprochen haben, verändert sich die Grundstimmung in einer Gruppe von Menschen zum Positiven. In dieser Stimmung ist es dann leichter und effizienter auch über noch zu lösende Probleme zu sprechen, zumal eine positive Grundstimmung eine negative Haltung bremst und motivierend wirkt. Auch und gerade nach gescheiterten Projekten und bei besonders schwierigen Herausforderungen, ist es hilfreich, auch über Gelungenes zu sprechen und das Positive im Schwierigen zu sehen. Das soll nicht heißen, dass man Probleme und Schwierigkeiten verschweigen soll, ganz im Gegenteil, aber die Kultur vieler Unternehmen, überwiegend zu benennen, was nicht gut lief und welcher Mitarbeiter an welcher Stelle anders hätte handeln müssen, allein, ist alles andere als zielführend.

Selbstwirksamkeitserwartung steigern
Was können wir tun, damit das Projekt erfolgreich wird? Wer diese Frage regelmäßig stellt, wird bessere Ergebnisse erzielen können. Denn positive Emotionen können durch ihre erweiternde Art auch die Selbstwirksamkeitserwartung steigern. Selbstwirksamkeit beschreibt das Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten und Kompetenzen, Ziele, Aufgaben und Anforderungen aus eigener Kraft bewältigen und lösen zu können. Menschen möchten das Gefühl haben, selbst etwas bewirken zu können. Neben positiven Emotionen ist es wichtig, dass Führungskräfte ihren Mitarbeitern zeigen, dass sie das Vertrauen haben, dass sie eine Aufgabe selbstständig lösen können. Regelmäßiges, wertschätzendes und ehrliches Feedback unterstützen dabei. Wertvoll ist es auch, gemeinsam mit dem jeweiligen Mitarbeiter über die eigenen Stärken zu sprechen und zu prüfen, welche Stärken bei dieser Herausforderung hilfreich sein können.

Optimismus verstärken
Führungskräfte können den Optimismus ihrer Mitarbeiter gezielt beeinflussen, indem sie sich selbst immer wieder diese und ähnliche Fragen stellen: Wie gelingt es mir, mehr positive Emotionen wie Freude, Dankbarkeit, Interesse, Zufriedenheit, Hoffnung, Stolz, Inspiration in unsere Arbeit zu bekommen? Wie kann ich meine Mitarbeiter in die Lage versetzen, berechtigten Stolz für Erfolge zu empfinden? Womit kann ich sie unterstützen, damit sie Misserfolge angemessen verarbeiten können? Wie kann ich meinen Mitarbeitern helfen, die aktuelle Situation angemessen einschätzen zu können? Wie kann ich ihnen Mut machen, neue Lösungsstrategien zu entwickeln? Wie kann ich meine Mitarbeiter dabei unterstützen, sich weiter zu entwickeln und zu entfalten?
Wer individuelle, auf sein Team bezogene Antworten und Handlungswege findet, der sorgt nicht nur für mehr Freude und Motivation am Arbeitsplatz, er kann auch zukünftige Erfolge noch wahrscheinlicher machen.

Erfolge feiern
Feiern Sie Projekterfolge und kleine Teilerfolge – es muss ja nicht gleich ein großes Fest sein, aber übergehen sie wichtige Ergebnisse und Projektschritte nicht. Ein neues Produkt wurde erfolgreich am Markt etabliert? Die neue Webseite ist online? Sie konnten einen wichtigen neuen Kunden gewinnen oder einen schwierigen Kunden zufriedenstellen? Sprechen Sie darüber, halten Sie inne, nehmen Sie sich zusammen mit dem Projektteam Zeit, darauf anzustoßen, machen sie einen großen Haken an eine sichtbare Checkliste, hängen sie ein Schild auf „Geschafft! Weiter geht’s!“ oder ähnliches. Finden Sie ein Ritual, dass zu Ihnen und Ihrem Team passt und füllen Sie es mit Leben, wann immer es Positives zu berichten gibt! Es gibt keinen Grund, Erfolge unter den Tisch fallen zu lassen. Das Gute daran: In gesundem Maß fördert Stolz neuen Erfolg und den Wunsch, neue Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Mehr Kreativität und neue Ideen gibt’s inklusive.

Es gibt keinen Grund, Erfolge unter den Tisch fallen zu lassen

DIE REGELMÄSSIGKEIT BRINGT DEN ERFOLG
„Wenn wir Menschen krank sind, dann wollen wir meist nur unsere Ruhe haben. Es interessiert uns dann auch das nicht, was wir im gesunden Zustand gerne machen. Selbst das, was normalerweise Spaß macht, ist mühsam und man hofft, dass dieser Zustand möglichst schnell vorbeigeht. Das gleiche Muster finden wir in Unternehmen: Menschen, die in einem Arbeitsumfeld sind, in dem negative Emotionen zur Tagesordnung gehören, verhalten sich genauso. Sie haben keine Lust, sich einzubringen, selbst Dinge, die sie privat gerne machen, würden in diesem Umfeld keine rechte Freude bereiten. Und jeder hofft, dass die Arbeitszeit möglichst rasch vorbeigeht.“ Ebner beschreibt die Problematik negativer Emotionen in Unternehmen sehr bildhaft.
Wer dauerhaft für mehr Freude, Zufriedenheit und Leistungsbereitschaft sorgen will, tut daher gut daran, positiven Emotionen regelmäßig Raum zu geben. Einmal jährliche Teambuildingmaßnahmen oder Workshops sind wertvoll, aber erst das tägliche, wiederholte Erleben von positiven Emotionen wirkt nachhaltig motivierend.

KEIN LEICHTER WEG
Menschen mit einer positiven Grundhaltung, können sich nach negativen Erlebnissen, bei Stress oder Angst auslösenden Situationen rascher erholen. Die Wissenschaft bezeichnet dies als Undo-Effekt. Positive Emotionen am Arbeitsplatz und im Privatleben lohnen daher immer.
Leider und das möchten wir an dieser Stelle nicht verschweigen, ist der Weg zu mehr Positivität in Unternehmen oft schwierig. Denn neben Vorurteilen und Missverständnissen gegenüber Positiver Psychologie und dem Verwechseln von Positiven Emotionen und falsch verstandenem Positiven Denken, sind auch die Menschen in Unternehmen sehr unterschiedlich. Wenngleich sicher niemand gerne Dienst nach Vorschrift macht und jeder gerne zufrieden und motiviert wäre – nicht alle Menschen sind Neuem gegenüber aufgeschlossen. Neue Methoden, neue Rituale und ein neues Verhalten löst oftmals Unbehagen und unter Umständen Abwehr aus. Hinzu kommen Mitarbeiter, die grundsätzlich eher negativ gestimmt, unzufrieden und launisch sind.
Seien Sie auch hier positiv – finden Sie die positiven Eigenschaften und entwickeln sie positive Möglichkeiten, alle zu überzeugen. Zum Glück haben positive Emotionen eine ansteckende Wirkung, so dass nach einiger Zeit vielleicht auch noch der letzte Skeptiker überzeugt werden kann. Legen Sie los! Probieren Sie es aus! Überzeugen Sie sich und andere!

WISSENSWERT 

GESUNDHEIT
Das Kultivieren positiver Emotionen wirkt sich auch günstig auf die Gesundheit der Mitarbeiter aus.
Neueste Studienergebnisse zeigen, dass Menschen die eine positive Selbstbeeinflussung gelernt haben, ein gesünderes Herz haben.

POSITIVE PSYCHOLOGIE
Das bewusste Etablieren positiver Emotionen ist ein wichtiger Baustein der Positiven Psychologie. Im sogenannten PERMA-Modell, steht das P für Positive Emotionen, weitere wichtige Bereiche sind E wie Engagement, R wie Relationships (Gelingende Beziehungen), M wie Meaning (Sinnerleben) und A wie Accomplishment, das bessere Konzepte für Leistungen und Zielerreichungen sucht.

LITERATUR
Sie wollen mehr über dieses Thema wissen? Diese Bücher können wir Ihnen empfehlen:
Dr. Markus Ebner, Positive Leadership –, Erfolgreich führen mit PERMA-Lead: die fünf Schlüssel zur High Performance
Dr. Nico Rose, Arbeit besser machen – Positive Psychologie für Personalarbeit und Führung
Dr. Barbara L Fredrickson, Die Macht der guten Gefühle – Wie eine positive Haltung Ihr Leben dauerhaft verändert

Zehn wichtige positive Emotionen nach Fredrickson

  • Freude
  • Dankbarkeit
  • Heiterkeit
  • Stolz
  • Interesse
  • Hoffnung
  • Vergnügen
  • Inspiration
  • Ehrfurcht
  • Liebe

 

Autorin: Petra Lahnstein, Trainerin „Wachstum durch Wohlbefinden in Unternehmen“, Redakteurin und Buchautorin, Glückscoach

Zuerst erschienen im TOP Magazin Koblenz.

Bildquelle: ©Wavebreakmedia/depositphotos.com

Wie mehr psychologisches Wohlbefinden für mehr unternehmerisches Wachstum sorgt

Wie mehr psychologisches Wohlbefinden für mehr unternehmerisches Wachstum sorgt

Im Oktober 2020 hat die Bundesregierung die „Offensive Psychische Gesundheit“ gestartet, um psychischen Belastungen am Arbeitsplatz mehr Bedeutung und Aufmerksamkeit zu schenken. Die eindeutige Empfehlung ist, die betriebliche Ausgangssituation zu beurteilen, sogenannte Gefährdungsbeurteilungen zu erarbeiten und gegebenenfalls aktiv etwas für das psychische Wohlbefinden der Mitarbeiter zu tun.

Die Zahl der Krankschreibungen wegen psychischer Probleme hat sich in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdreifacht! Komplexere Job-Anforderungen, die Digitalisierung und mit ihr einhergehende Veränderungsprozesse, ein größerer Wettbewerbsdruck, das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Generationen und deren Werte- und Job-Vorstellungen, höhere Lebenshaltungskosten und zusätzliche Belastungen durch Krisen und Pandemien – die Ursachen für die seit Jahren steigenden psychischen Belastungen am Arbeitsplatz sind vielfältig.  Hinzu kommt eine Vielzahl von Ursachen, die im privaten Umfeld für Stress, Sorgen und psychologisches Unwohlsein führen und sich negativ auf die Belastbarkeit und Motivation im Berufs- und Privatleben auswirken.

Innerlich gekündigt
Neueste Studien zeichnen ein trauriges Bild der Arbeitswelt in Deutschland mit weitreichenden Folgen. 71% aller Mitarbeiter machen nur noch Dienst nach Vorschrift, 30% aller Fachkräfte verlassen das Unternehmen spätestens nach zwei Jahren, 14% aller Arbeitnehmer haben ihren Job bereits innerlich gekündigt, 50% oder mehr Krankschreibungen haben einen psychologischen bzw. psychosomatischen Hintergrund, 5 Millionen Menschen sind so unzufrieden, dass sie am liebsten sofort kündigen würden.

Verheerende Folgen
Weniger Motivation, ein geringeres Engagement, weniger Belastbarkeit, mehr Stress, weniger Leistungsfähigkeit, häufigere und längere Krankmeldungen, eine höhere Fluktuation und ein schlechtes Betriebsklima – die kurz- und mittelfristigen Folgen für fehlendes Wohlbefinden am Arbeitsplatz sind für jeden einzelnen Mitarbeiter gravierend. Langfristig spürt auch das Unternehmen deutlich die Folgen: Weniger Effizienz, schlechtere Projektergebnisse und weniger Innovation können für einen geringeren wirtschaftlichen Erfolg und eine schlechtere Marktposition sorgen. Wenn eine hohe Unzufriedenheit herrscht, leidet darüber hinaus oftmals der Ruf eines Unternehmens, wodurch  es für das Unternehmen zunehmend schwieriger werden kann, neue Positionen zu besetzen. 

Kostenloses Obst reicht nicht aus
Gute Projektergebnisse, Innovation und Erfolg hängen maßgeblich von der Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter ab, das ist längst kein Geheimnis mehr. Und so wundert es nicht, dass viele Unternehmen mit unterschiedlichsten Mitteln auf die oben beschriebene Problematik reagieren: Kostenloses Obst, vergünstigte Mitgliedschaft im Sportstudio oder andere Gesundheits-Goodies auf der einen Seite, höhenverstellbare Schreibtische, modernste Smartphones und Zweitbildschirme auf der anderen Seite. Umstrukturierungen, das Formulieren einer Vision und Mission des Unternehmens, die Beschäftigung mit Unternehmenswerten sowie neue PR- und Marketingmaßnahmen nach innen und außen werden ebenfalls im Kampf gegen Unwohlsein eingesetzt. Im besten Falle dürfen sich Mitarbeiter auf flexiblere Arbeitszeiten oder höhere Boni und Gehälter freuen. Dies alles kann die  (Arbeitsplatz)-Zufriedenheit steigern, an den Kern der Sache für mangelndes Wohlbefinden gelangen sie jedoch meist nicht. 

Psychologisches Wohlbefinden
Die Zusammenhänge zwischen dem Wohlbefinden der Mitarbeiter und dem Erfolg eines Unternehmens werden seit einigen Jahren intensiv erforscht. Wichtigste Erkenntnis: Während viele Unternehmen sich in erster Linie um die Steigerung des subjektiven Wohlbefindens bemühen, kann nur die Steigerung des psychologischen Wohlbefindens langfristige Zufriedenheit schaffen.
Worin unterscheidet sich aber das eine vom anderen?
Subjektives Wohlbefinden beschreibt die Zufriedenheit mit einzelnen Lebensbereichen wie die Zufriedenheit mit der Wohnsituation, Familienverhältnisse, Partnerschaft, Freunde, Einkommen, Beruf und Arbeitsplatz, Gesundheit etc. Es geht um das Vorhandensein positiver Emotionen und Stimmungen bzw. die Abwesenheit negativer Stimmungen.
Subjektives Wohlbefinden findet aber keine Antworten darauf wie viel Sinn der Mensch in seinem Leben und seinen Tätigkeiten findet, wie viel er sich selbst zutraut, in welchem Maß er sich selbst achtet, wie wohl er sich in Familie-, Freundes- und Kollegenkreis fühlt und wie zufrieden er mit sich und seiner persönlichen Entwicklung ist.
Psychologisches Wohlbefinden entsteht, wenn Menschen ihr eigenes Potenzial voll ausschöpfen, ihrer eigenen wahren Natur nachgehen, sich selbst realisieren und persönlich wachsen können. Wenn das, was sie (am Arbeitsplatz) tun für sie wertvoll und in Übereinstimmung mit ihrem wahren Selbst ist.
Dabei gibt es sechs Faktoren für psychologisches Wohlbefinden: Freiheit, Sicherheit, Sinn, Selbstakzeptanz, Persönliches Wachstum und Umweltbewältigung.

Freiheit-Sicherheit-Sinn
Freiheit bzw. Autonomie, Sicherheit und Sinn zählen zu den drei psychischen Grundbedürfnissen. Daher gilt es als besonders wichtig, Spannungen in den eigenen Lebens- und Arbeitsbereichen zu entdecken und gegebenenfalls wieder ein Gleichgewicht herzustellen. Denn nur dann kann man zufrieden und glücklich sein. Diese sogenannte Selbstaktualisierung kann mithilfe eines Coachings gelingen – außerhalb eines professionell angeleiteten Trainings kann man sich zunächst selbst Fragen stellen wie „Kenne ich meine Bedürfnisse?“ oder „Stimmt es so wie es ist?“

Freiheit / Autonomie
Freiheit schafft Wohlbefinden. Was genau bedeutet das im Arbeitsumfeld?
Neben Entscheidungsfreiheit spielen Entfaltungs-und Gestaltungsfreiheit sowie Meinungsfreiheit eine wichtige Rolle.
Ein Beispiel: Wenn ein Mitarbeiter von seinem Vorgesetzen keine Verantwortung übertragen bekommt, obwohl er dies gerne möchte, wenn er Dinge nicht selbst entscheiden darf, obwohl sie in seinen Kompetenzbereich fallen, dann entsteht schnell das Gefühl, dass sein Chef ihm weder vertraut noch für fähig hält. Dies wiederum führt zu Unzufrieden und Unwohlsein, im schlimmsten Fall sogar zu Wut. Ein Mitarbeiter hingegen, dem etwas zugetraut wird, der wächst oftmals über sich hinaus und ist hoch motiviert.
Im Bereich der Meinungsfreiheit gilt es, sich darauf zu besinnen, dass Skeptiker, die gerne mal als Nörgler oder Miesepeter bezeichnet werden, in Wirklichkeit wichtige Qualitätssicherer sind. Stärken trainieren und Potenziale entfalten – Das ist das wichtigste Credo im Bereich Gestaltungs- und Entfaltungsfreiheit. Denn nur dann können verborgene Talente und Fähigkeiten entdeckt und bestmöglich für das Unternehmen eingesetzt werden. Ein weiterer Tipp für Führungskräfte: Lassen Sie Kreativität und andere Vorgehensweisen zu – nur weil ein Mitarbeiter etwas anders macht, als Sie es tun würden, heißt es nicht, dass es schlechter ist.

Sicherheit
Positive Beziehungen geben Sicherheit. Empfindet ein Mitarbeiter die Beziehungen zu Vorgesetzten und Kollegen nicht als positiv, entsteht schnell Missmut, Unsicherheit und Angst. Das ist der Grund, warum es so wichtig ist, positive soziale und emotionale Beziehungen im Team aufzubauen und eine Kultur zu entwickeln, in der man sich gesehen, verstanden und geborgen fühlt.
Beispiel: Wenn ein Mitarbeiter keine Angst davor hat, einen Fehler zu machen, weil er weiß, dass der Vorgesetzte mit ihm problemlösend und verständnisvoll darüber sprechen wird, wird couragierter und letztlich innovativer denken und arbeiten. Wer hingegen fürchten muss auf Unverständnis, Beschimpfungen und Abwertungen à la „Habe ich mir doch gleich gedacht, dass Sie das nicht hinbekommen“ zu stoßen, der steht unter Stress und Druck, was letztlich zu weniger Motivation und Belastbarkeit führen kann.

Sinn
Nicht jeder muss in seinem Job die Welt retten oder die Meere von Plastik befreien – und dennoch sehnen wir uns alle nach Sinn. Dabei beginnt Sinn mit Verstehen und Identifikation. Unternehmen, denen es gelingt, nicht nur die Philosophie als Ganzes, sondern auch die Sinnhaftigkeit jedweder Tätigkeit plausibel zu machen, darf sich auf zufriedene Mitarbeiter freuen. Umgedreht ist es kein Wunder, wenn Mitarbeiter sich fragen, ob der Job noch Sinn für sie macht, wenn in der Chefetage immer wieder Entscheidungen getroffen werden, die nicht nachvollziehbar sind.
Beispiel: Ein Mitarbeiter hat mit Hochdruck an einem Projekt gearbeitet und dabei nicht nur viel Herzblut, sondern auch Zeit in Form von etlichen Überstunden investiert. Kurz vor Projektabschluss erhält er die Information, dass das Projekt gecancelt wurde. Weil eine Begründung fehlt, der Mitarbeiter keinen Sinn in dieser Entscheidung sieht und dies bereits zum wiederholten Male so passiert, entscheidet sich der Mitarbeiter traurig und frustriert ab sofort für Dienst nach Vorschrift.

Selbstregulation
Selbstakzeptanz, Persönliches Wachstum und Umweltbewältigung zählen zu den weiteren Faktoren für psychologisches Wohlbefinden. Sie helfen bei der Beantwortung der Frage: „Was kann ich tun bzw. was muss ich verändern, damit ich mich (wieder) wohlfühle?“

Selbstakzeptanz
Selbstakzeptanz ist eine wichtige Voraussetzung, um mit anderen gut umgehen zu wollen und zu können – das gilt für das Privatleben ebenso wie für das Verhalten im Job. Dabei hilft es, seine Stärken zu kennen und alte Verletzungen und Themen aufzuarbeiten, um ganz im Hier und Jetzt zu sein. Selbstakzeptanz schafft Wohlbefinden auch im Job: Wer mit sich selbst zufrieden ist, geht unvoreingenommener auf andere zu und hat den Kopf frei für anspruchsvolle berufliche Herausforderungen.

Persönliches Wachstum
Es ist uns Menschen in die Wiege gelegt, dass wir Neues lernen wollen. Vorausgesetzt die Bedingungen und Anforderungen entsprechen unseren Vorstellungen. Unternehmen sei es daher ans Herz gelegt, dafür zu sorgen, dass ihre Mitarbeiter an neuen Herausforderungen wachsen können. So dass sie selbst Verantwortung übernehmen, bewusst Entscheidungen treffen, nach neuen Stärken streben und Visionen entwickeln wollen. Weitere Vorteile eines Coachings im Bereich Persönlichkeitsentwicklung: Wer seinen Charakter weiterentwickelt wird resilienter gegenüber widrigen Umständen und schwierigen Herausforderungen, kann Ziele besser formulieren und umsetzen, wird mutiger Verantwortung übernehmen und mit mehr Zuversicht neue Aufgaben angehen.

Umweltbewältigung
Mit dem Verhalten anderer besser umgehen lernen, Kollegen und deren Meinung zu akzeptieren, ohne es immer verstehen zu müssen und erkennen, dass die eigenen Werte nicht zwingend die Werte anderer sind. Der sechste Faktor psychologischen Wohlbefindens hat auf die Zusammenarbeit im Team einen besonders großen Einfluss. Im Coaching geht es oftmals um Selbstregulation, die Förderung von Empathie und darum negative Glaubenssätze aufzulösen und in positive Affirmationen umzuwandeln. Dinge, die für mehr Wohlbefinden des Einzelnen und der Gruppe sorgen.

Zufriedenheit macht belastbarer
Zufriedene Mitarbeiter sind nachweislich kreativer, lösungsorientierter und motivierter. Sie sind belastbarer, engagierter, leistungsfähiger, sozialer, empathischer und gesünder! Wem es gelingt, diese neuesten Erkenntnisse verschiedener Wissenschaften anzuwenden, darf sich auf eine Positivspirale freuen – beruflich und privat!

Erfolg braucht motivierte Mitarbeiter
„Ich kann mich jetzt nicht auch noch um die Psyche meiner Mitarbeiter kümmern – wo soll ich da anfangen – wo soll das enden?“ So oder so ähnlich mag manch ein Geschäftsführer früher gedacht haben. Inzwischen ist das Bewusstsein in einem Großteil der Chefetagen längst anders. Mitarbeiterzufriedenheit wird als das verstanden, was es ist – ein Wettbewerbsvorteil und eine gute Investition in die Zukunfts- und Innovationsfähigkeit eines Unternehmens.
Coaching wird dabei als wirksames Instrument geschätzt: Aktuellen Befragungen zufolge investieren rund 70 Prozent aller Unternehmen mit einer Größe über 50 Mitarbeiter in Coaching. Während in den vergangenen Jahrzehnten vor allem Geschäftsführer und leitende Angestellte in den Genuss kamen, sind seit einigen Jahren auch Mitarbeitercoachings-, Trainings und Workshops auf dem Vormarsch.

„Durch Mitarbeiter-Coaching, ist es uns gelungen,
eine bessere Generationenverbindende Kommunikations- und Unternehmenskultur aufzubauen.“
Andreas R., 56, Unternehmer

„Wir haben im Rahmen der Digitalisierung erstmals auf umfangreiche Mitarbeitercoachings gesetzt und sind überwältigt von den Ergebnissen!“
Nicole H., 47, Personalleiterin


Trauriges Bild der Arbeitswelt in Deutschland

  • 71% aller Mitarbeiter machen nur noch Dienst nach Vorschrift!
  • 30% aller Fachkräfte verlassen das Unternehmen spätestens nach zwei Jahren!
  • 14% aller Arbeitnehmer haben ihren Job bereits innerlich gekündigt!
  • 50% oder mehr Krankschreibungen haben einen psychologischen bzw. psychosomatischen Hintergrund!
  • 5 Millionen Menschen sind so unzufrieden, dass sie am liebsten sofort kündigen würden.

Zufriedene Mitarbeiter sind …

  • engagierter & motivierter
  • kreativer & lösungsorientierter
  • belastbarer & leistungsfähiger
  • sozialer & empathischer
  • gesünder & aktiver

 

Coaching
Während der Begriff des Coachings früher als Methode verstanden wurde, um in Krisen besser zu agieren und um Menschen gezielt weiterzuentwickeln, um erfolgreicher und produktiver zu werden und dadurch ihre Ziele besser zu erreichen, wird Coaching heute viel weiter gefasst.
Coaching lässt wachsen und reifen, verbindet und erweitert, sorgt für Erkenntnisse und bewusste Veränderung. Dabei kann es um eine fachliche oder persönliche Weiterentwicklung gehen. Im Coachingprozess können Ziele und Herzenswünsche entwickelt werden – dies ist aber keine zwingende Voraussetzung.
Es gibt zahlreiche Coachingansätze, die auf unterschiedlichsten Erkenntnissen der Psychologie, der Glücksforschung, der Sozialforschung und der Pädagogik beruhen.

 

Autorin: Petra Lahnstein, Trainerin „Wachstum durch Wohlbefinden in Unternehmen“, Redakteurin und Buchautorin, Glückscoach

Zuerst erschienen in TOP Magazin Koblenz.

Bildquelle: ©Wavebreakmedia/depositphotos.com

Führen - nicht schauspielen

Führen - nicht schauspielen

Petra Lahnstein im Interview über die Notwendigkeit besserer Kommunikation am Arbeitsplatz

Auch wer schweigt, kommuniziert

REDAKTION
„Man kann nicht nicht kommunizieren!“ – Dieser Satz von Paul Watzlawick ist sehr berühmt – ist er aus Ihrer Sicht auch wahr?

LAHNSTEIN
Absolut! Wir alle kommunizieren – ununterbrochen, auch und gerade auf der Arbeit: Teams, die in Meetings über die nächsten Projektschritte sprechen, Mitarbeiter, die sich über Kollaborationstools austauschen, Kollegen, die auf dem Flur lästern, ein Mitarbeiter, der im Personalgespräch schweigt und auf den Boden starrt, der Chef, der zustimmend nickt, ohne etwas zu sagen, ein Kollege, der beim Telefonieren genervt die Augen verdreht, ein Mann, der im Meeting nicht den Vortragenden oder die Kollegen anschaut, sondern auf seinem Handy herum tippt oder die Frau, die eine tolle Idee hat, sie aber nicht laut äußert, sondern stattdessen mit sich selbst einen inneren Dialog führt, ob sie es nun sagen soll oder nicht.

Manchmal sprechen wir Dinge laut aus, manchmal nicht. Wenn wir etwas nicht sagen, dann zeigen wir mit unserem Verhalten und unserer Körpersprache, was wir denken oder sagen wollen – aber oftmals gelingt es uns auch, die eigenen echten Gefühle und Gedanken zu verbergen.
Dennoch: Kommuniziert wird auch und gerade beim Schweigen immer! 

Gute Kommunikation – der Erfolgsfaktor in Unternehmen

REDAKTION
„Wohlbefinden hat aus Ihrer Sicht viel mit Kommunikation zu tun – können Sie uns das näher erläutern?“

LAHNSTEIN
Kommunikation ist aus meiner Sicht einer der wichtigsten Faktoren in Unternehmen:

  • Für Wohlbefinden
  • Für Wachstum
  • Für Innovation
  • Für Kulturwandel
  • Für Digitalisierung

Unzufriedenheit durch Kommunikationsprobleme

REDAKTION
Sie haben einmal gesagt, dass fast immer eine nicht zufriedenstellende Kommunikation mit im Spiel ist, wenn ein oder mehrere Mitarbeiter unzufrieden sind und sich nicht wohlfühlen. Können Sie uns das anhand eines Beispiels erläutern?

LAHNSTEIN
Wenn keine ehrliche und echte Kommunikation möglich ist, fühlen sich Menschen unwohl, melden sich Mitarbeiter krank, nach einer Weile machen sie nur Dienst nach Vorschrift, oder verlassen sogar das Unternehmen. Um diesen direkten Zusammenhang zu sehen, muss man weder Psychologe noch Wahrsager sein. Trotzdem kommunizieren Kollegen und Vorgesetzte jeden Tag aneinander vorbei, oftmals ohne es zu merken.

Beispiel
Ein Mitarbeiter fühlt sich unwohl, weil sein Vorgesetzter ihm wenig Vertrauen entgegen bringt und ihm nur wenig Handlungsbefugnis erteilt. Im halbjährlichen Personalgespräch lobt der Chef den Angestellten dafür, dass er seine Arbeit stets so ausführt wie er es ihm vorgibt. Der Mitarbeiter schweigt und lächelt verhalten. Innerlich explodieren seine Gedanken und Gefühle. Schließlich nimmt er all seinen Mut zusammen, um seinem Chef endlich zu sagen, dass er nicht studiert hat, um stupide Anweisungen abzuarbeiten. „Ich habe da eine Projektidee entwickelt, die ich gerne in Eigenregie weiterentwickeln und umsetzen möchte“, äußert er leise. „Das erwarte ich gar nicht von Ihnen – das Leitungsteam hat noch so viele Projekte in der Pipeline, die können sie in den nächsten Jahren gar nicht alle abarbeiten“, entgegnet der Vorgesetzte lächelnd und fügt hinzu: „Was halten Sie von einer Gehaltserhöhung?“ Der Mitarbeiter schweigt, auch wenn er das Geld gut gebrauchen kann, fällt es ihm schwer zu lächeln. Als der Chef von einem externen Berater nach der Zufriedenheit dieses Mitarbeiters gefragt wird, sagt er: „Alles bestens! Erst vor kurzem habe ich ein gutes Gespräch mit ihm geführt und ihm für die tolle Zusammenarbeit eine Gehaltserhöhung gegeben!“ Als der Mitarbeiter nur wenige Wochen nach dem Personalgespräch kündigt, ist der Chef völlig überrascht.

REDAKTION
Dann reden viele aneinander vorbei?

LAHNSTEIN
Das ist nur ein klassisches Beispiel für eine unbefriedigende Form der Kommunikation. Davon gibt es viele: Aneinander vorbei reden, jede weitere Kommunikation zunichtemachende Killerphrasen benutzen, nicht wirklich miteinander reden, sondern nur das sagen, was man zu sagen hat, destruktive Kommunikation, passive Kommunikation – die Liste ist riesig. Zu jeder Form könnte man einen ganzen Artikel schreiben.

Kommunikation zum Wohlfühlen

REDAKTION
Wie muss Kommunikation sein, damit Mitarbeiter, Vorgesetzte und Teams sich wohlfühlen

LAHNSTEIN
Echt, ehrlich, einladend, engagiert, emotional, empathisch, ermutigend!
Im Zuge der Entwicklung des Wohlbefindens-Training habe ich das 7E-Prinzip der Kommunikation
entwickelt. Aus meiner Sicht ist Kommunikation der Kern der Zusammenarbeit – der wichtigste Aspekt für einen angestrebten Kulturwandel.
 

Wer Theater spielen will, sollte Schauspieler und nicht Führungskraft werden!

REDAKTION
Gibt es Dinge, die Sie in Unternehmen rund um das Thema Kommunikation besonders aufregen?

LAHNSTEIN
„Das alles ist ein großes Theaterspiel – such dir eine Rolle aus!“ Diesen Satz habe ich in Unternehmen so oft gehört wie „Jetzt werden Sie nicht emotional!“
Zwei No-Go-Sätze, für die man jeden Vorgesetzten abmahnen sollte!
Wer Theater spielen will, sollte Schauspieler und nicht Führungskraft werden! Wer Angst vor den Gefühlen seiner Mitarbeiter hat, wird keine gute, ehrliche und echte Beziehung zu ihnen aufbauen können. Kommunikation und Emotion sind ganz eng miteinander verwoben. Nur wer beides beherrscht, kann Wohlbefinden am Arbeitsplatz erzeugen.

 

Autorin: Petra Lahnstein, Trainerin „Wachstum durch Wohlbefinden in Unternehmen“, Redakteurin und Buchautorin, Glückscoach

Wohlbefinden muss trainiert werden

Wohlbefinden muss trainiert werden

Nur weil jemand weiß, wie etwas funktioniert – heißt das noch lange nicht, dass er es auch kann!

Wenn jemand Profifußballer werden will, würde niemand glauben, dass er nach einem zweitägigen Seminar nur mutig auf den Platz zu gehen bräuchte, um richtig gut spielen zu können. Bis aus einem Untrainierten ein richtig guter Fußballer wird, bedarf es eines intensiven Trainings übereine längere Zeit. Zeit, in der er sich Wissen aneignet und gleichzeitig jede Menge Praxiserfahrung macht. Das gilt nicht nur für den Sport – das ist auch im Business so. Trotzdem wundern wir uns immer wieder, dass wir nach einem zweitägigen Seminar nicht die Profis sind, die wir gerne wären. Und nicht nur das: Weil es nicht gleich so rund läuft wie wir es gerne hätten und uns auch irgendwie die Zeit und der Nerv fehlt, alleine dran zu bleiben, lassen wir es oftmals ganz.

Trainer – unverzichtbarer Erfolgsgarant
Jede erfolgreiche Sportmannschaft, sei es im Fußball, beim Tanzen oder im Handball, hat einen Trainer, der regelmäßig mit seinen Spielern trainiert. Der Trainer erklärt, informiert, gibt Hilfestellungen und Anweisungen. Er stellt die Spieler auf, weil er seine Spieler und ihre Stärken kennt – und manches Mal gibt er ihnen neue Herausforderungen, um die Fülle ihrer Potenziale heraus zu kitzeln. Er motiviert, informiert, treibt an, zeigt vor und übt mit seinen Spielern – immer und immer wieder.

Wohlbefinden ins Unternehmen muss trainiert werden
Den Kulturwandel eines Unternehmens zu begleiten hin zu einem erfolgreichen Team, das sich wohlfühlt und wächst – alleine, gemeinsam und in der Organisation als Ganzes – ist ebenfalls eine Herausforderung, die trainiert werden muss. Diese Aufgabe übernehme ich als zertifizierte Wohlbefinden-ins-Unternehmen-Trainerin. Umfang, Dauer und Art des Trainings sind dabei immer individuell, wenngleich sie auf einem wissenschaftlich fundierten Basis-Konzept beruhen.

Individuelles Wohlbefindens-Training
In manch einem Unternehmen wird es genügen, ein konkretes Problem zu lösen, das dem Wohlbefinden eines Einzelnen oder mehrerer Mitarbeiter im Wege steht. In anderen Fällen begleite ich den Kulturwandel als Trainerin über mehrere Wochen oder Monate. Ein Unternehmen hat einen internen Coach und Führungskräfteentwickler, der meine Traineraufgaben nach einiger Zeit übernehmen kann? Nichts lieber als das!

Teil des Teams
In der Zeit des Individuellen Wohlbefindenstrainings bin ich als Trainerin Teil des Teams. Mit dem Blick von außen, stehe ich doch innen – lerne die Menschen kennen und ihre Geschichten, die Gründe, warum es zu häufigen Krankmeldungen, weniger Leistungsbereitschaft, schlechter Stimmung und Unwohlsein gekommen ist.Denn ich selbst verstehe mich als Trainerin, Mit-Arbeiterin und eben nicht nur als Wissens-Vermittlerin.

Nach dem Training kommt das Spiel
Das Training zeigt schnell erste Erfolge? Dann nichts wie ab auf den Platz! Besser werden kann man nur, wenn man Erfahrungen macht. Deshalb geht es mit dem Start des Wohlbefindenstrainings sofortlos. Beim ersten Mal klappt es schon ganz gut, aber es gibt Unsicherheiten, Fouls und leichte Blessuren? Kein Problem – es wird weiter trainiert – beim zweiten Mal klappt es besser, beim dritten, vierten und fünften Mal macht es sogar richtig Spaß!
 
Trainer und Mannschaft sind zufrieden
Trainer und Mannschaft sind zufrieden und bekommen immer mehr Fans für die neuen Ideen des Trainers – auf dem Platz und auf der Tribüne. Und auch die Unternehmen, die den Weg des Kulturwandels hin zu mehr Wohlbefinden gehen, bekommen immer neue Befürworter. Der neue Teamspirit, der Erfolg und die lächelnden zufriedenen Gesichter – das alles spricht sich herum und sorgt nicht nur für mehr Wohlbefinden und Wachstum, sondern auch für neue Mitarbeiter – ganz ohne Fachkräftemangel.

Und wann beginnen Sie mit dem Training?